Der Müller von Bethlehem in der Provence war ein fauler Mann. Seit ihn seine Frau verlassen hatte und die Kinder in die Stadt gezogen waren, verbrachte er seine Tage im Bett und auf dem Sofa. Er grübelte und träumte, erinnerte sich an schöne Tage und vergoss ein paar Tränen. Dann schlief er immer wieder ein.
Heute, am 24. Dezember war auch so ein Tag zum Verschlafen. Draussen blies der Mistral, ein kalter stürmischer Wind, es schneite und es war furchtbar kalt. Der Müller schaute aus dem Fenster und kehrte gleich zum Sofa und zur warmen Decke aus Schafwolle zurück. Doch er konnte nicht einschlafen. Es war plötzlich ganz still und die Sterne schienen unnatürlich hell durchs Fenster herein.
Das gibt's doch nicht, dachte der Müller, ich habe Lust zu arbeiten! Zu dumm, das der Wind nicht mehr bläst, so bringe ich meine Windmühle nicht zum Laufen. Er ging zurück zum Sofa. Da knarrte das Holz und die Mühle begann sich zu drehen. Na so was, wunderte sich der Müller, schlüpfte in die Holzschuhe und ging, ja er flog beinahe zum Mahlwerk. Die Melodie der Mechanik stimmte ihn froh, er fing an zu pfeifen und zu arbeiten. Er wurde immer fröhlicher und produzierte ein wunderbar feines Weissmehl.
Dann stimmt das, was die Leute erzählen: draussen auf den Schafweiden im Stall wurde das Jesuskind geboren. Sicherlich hat es dieses Wunder gewirkt, dachte er. Ich bringe ihm den ersten Sack Mehl, damit seine Eltern Brot backen können. Er schulterte den vollen Sack und machte sich auf den Weg. Die Sterne blitzten, keine Wolke war zu sehen. Die Engelchöre und die Santons, die unterwegs waren sangen gemeinsam: "il est né le divin enfant..." (aus "les Santons de Provence")
Frohe Weihnachten und ein lebendiges, freudvolles, gesundes, friedliches, gesegnetes Neues Jahr!
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